Projekte (Auswahl)

Akteure in der Expansion – Italiker und Römer in Illyrien und Epirus bis Augstus

Das Projekt entwickelt eine akteursbasierte Perspektive auf die römische Expansion. Für diese waren Adria und ionisches Meer zentral, da sie West und Ost verbanden. Deren Ostküste wurden mit der römischen Eroberung, der Integration in die römische Wirtschaft und der Gründung von römischen Kolonien durch Caesar und Augustus massiv umgewälzt – also “unter römischem Einfluss”. Aber […]

Das Projekt entwickelt eine akteursbasierte Perspektive auf die römische Expansion. Für diese waren Adria und ionisches Meer zentral, da sie West und Ost verbanden. Deren Ostküste wurden mit der römischen Eroberung, der Integration in die römische Wirtschaft und der Gründung von römischen Kolonien durch Caesar und Augustus massiv umgewälzt – also “unter römischem Einfluss”.

Aber wessen Einfluss, wie und wozu? Offenkundig waren Römer vor Ort für diese Prozesse entscheidend, doch wurden sie bisher kaum erforscht. Als Krieger, Händler, Bürger, Großgrundbesitzer und Finanzinvestoren verfolgten sie ihre eigenen Interessen in einer Zeit der Umbrüche, integrierten sich in eine fremde Umwelt, eigneten sich diese an und hielten gleichzeitig überregionale, v.a. maritime Netzwerke aufrecht.

Unter Einbeziehung literarischer, epigraphischer und archäologischer Quellen werden im Kontext langfristiger überregionaler Entwicklungen (ca. 300-30 v. Chr.) Fallstudien zu den im Untersuchungsgebiet aktiven Römern erarbeitet. Zum einen werden einzelne italische Familien, zum anderen die Italiker als Gruppe in drei Sub-Regionen (Manios kolpos, via Egnatia, Epirus) rekonstruiert. Damit werden Wechselwirkungen zwischen Zentrum und Peripherie, privaten und staatlichen Interessen, Ökonomie und Politik, lokalen, regionalen und überregionalen Entwicklungen sowie zwischen Römern, Griechen und Illyrern skizziert – ein Fallbeispiel für das konkrete Funktionieren der römischen Expansion.

Unternommen im Rahmen des DFG-geförderten Projekts „ADRIA – Die adriatisch-ionische Küstenzone der Balkanhalbinsel. Forschungen zu Kontakt und Austausch zwischen griechisch-illyrischem Osten und italischem Westen in hellenistischer Zeit” (Projektleitung: Prof. Dr. Frank Daubner, weitere Beteiligte: Rebecca Kreßner)

Corpus der nautisch-maritimen Papyri und Ostraka (CNMPO). Antike Dokumente für die schifffahrtshistorische Forschung

Das Projekt verfolgt das Ziel, sämtliche papyrologischen Quellen zu erfassen, die Informationen über Schiffe, Schiffsbesatzungen, Schiffsausrüstung sowie Reise- und Transportleistungen im griechisch-römischen Ägypten bieten. Neben prosopographischen und schifffahrtsarchäologischen Themen kann eine derartige Quellenzusammenstellung insbesondere für die Wirtschaftsgeschichte zahlreiche neue Erkenntnisse liefern. Die Quellen sollen zunächst in einem digitalen Corpus gesammelt und hinsichtlich ihrer ökonomischen Themen […]

Das Projekt verfolgt das Ziel, sämtliche papyrologischen Quellen zu erfassen, die Informationen über Schiffe, Schiffsbesatzungen, Schiffsausrüstung sowie Reise- und Transportleistungen im griechisch-römischen Ägypten bieten. Neben prosopographischen und schifffahrtsarchäologischen Themen kann eine derartige Quellenzusammenstellung insbesondere für die Wirtschaftsgeschichte zahlreiche neue Erkenntnisse liefern. Die Quellen sollen zunächst in einem digitalen Corpus gesammelt und hinsichtlich ihrer ökonomischen Themen kommentiert werden. Insbesondere die für den Nil und die Nebenkanäle zu gewinnenden Informationen zu Transportzeiten sollen untersucht werden. Basierend auf dem Corpus ergeben sich vielfältige Quantifizierungsmöglichkeiten zum Binnentransport sowie zum Fernhandel.

Im zweiten Schritt sollen dynamische Simulationsmodellierungen erarbeitet werden, die Fahrtzeiten und Personaleinsatz, separiert nach unterschiedlichen Schiffsgrößen, für jeden Kalendermonat in Ägypten rekonstruierbar und in einer Datenbank abrufbar machen. Das Quellenmaterial, wenn es umfassend zusammengestellt und analysiert ist, bietet hierfür eine hinreichende Datenmenge. Für die Geschichte der ägyptischen Binnenwasserstraßen können so neue Erkenntnisse gewonnen und authentische Daten für die Berechnung von Transport- und Kommunikationszeiten ermittelt werden. Diverse Kosten (Personal, Material, Zölle etc.) können darauf aufbauend ebenfalls erschlossen werden.

Die adriatisch-ionische Küstenzone der Balkanhalbinsel. Forschungen zu Kontakt und Austausch zwischen griechisch-illyrischem Osten und italischem Westen in hellenistischer Zeit

„Dikaios fragt Zeus Naios und Dione, ob es passend und gut sei, zu Pyrrhos zu gehen und mit ihm zu kämpfen.“ „Archonidis fragt den Gott, ob ich nach Sizilien segeln soll?“ „Offenbare, O Zeus, ob es mir mehr nützt, meine Tochter dem Theodoros oder dem Tessias zur Frau zu geben!“ (Anfragen an das Orakel von […]

„Dikaios fragt Zeus Naios und Dione, ob es passend und gut sei, zu Pyrrhos zu gehen und mit ihm zu kämpfen.“

„Archonidis fragt den Gott, ob ich nach Sizilien segeln soll?“

„Offenbare, O Zeus, ob es mir mehr nützt, meine Tochter dem Theodoros oder dem Tessias zur Frau zu geben!“

(Anfragen an das Orakel von Dodona)

 

Gegenstand des von der DFG geförderten Projekts sind die politischen, wirtschaftlichen und sozia­len Auswirkungen der Verflechtung der Ufer der Adria und des Ionischen Meeres in hellenistischer Zeit. Ausgehend von der Summe der Fragen an das adriatisch-ionische Zentralheiligtum von Dodona in den epirotischen Bergen gliedern sich die innerhalb des Projekts zu untersuchenden Probleme in drei inhaltlich zusammenhängende, aber methodisch deutlich voneinander abgrenzbare Teile: Der Zugriff auf die Fragen der großen Politik erfolgt über das erste Teilprojekt, das den Molosserkönig Pyrrhos und die Folgen seines Italienzugs ins Zentrum stellt. Die wirtschaftliche Perspektive wird im zweiten Teilprojekt erörtert, das den Wandel, der seit dem späten 4. Jh. v. Chr. einsetzt, anhand der westwärts gerichteten Städte Griechenlands und Illyriens in den Blick nimmt. Der hierbei notwendige, für die Antike noch kaum erarbeitete wirtschaftsgeographische Aspekt spielt auch im dritten Teilprojekt eine bedeutende Rolle, das sich mit den Besonderheiten der Sozialstruktur und der Rolle der Frau in Gesellschaften beschäftigt, in denen die Männer wirtschaftlich bedingt regelmäßig für längere Zeiträume abwesend sind.

Mit dem Überschreiten der Adria durch den epirotischen König Pyrrhos und sein Heer im Frühjahr 280 v. Chr. begann eine neue Epoche der Antike: das globalisierte griechisch-römi­sche Alter­tum. In der Folge dieses gescheiterten Unternehmens eroberten die Römer die westliche Küste der Adria und entwickelten sich zur Seemacht. Kolonien wurden gegründet und Häfen ausgebaut. Römische und italische Händler wurden die Hauptakteure der Verflechtung der griechischen und der römischen Welt. Illyrische Stämme profitierten auf ihre Weise vom zunehmenden Verkehr, indem sie sich auf die Piraterie verlegten. Im Projekt werden einerseits die strukturellen Voraus­setzun­gen der Verflechtung zur Zeit des Pyrrhos untersucht, andererseits ihre Wirkun­gen auf die wirt­schaftliche Entwicklung der westwärts gerichteten griechischen und illyrischen Stämme und Städte sowie auf die Sozial- und Familienstruktur, insbesondere die Stellung der Frau, in den Gesell­schaften, die davon lebten, daß die Männer ihr Auskommen auf der See suchten.

Die in dem Projekt zusammengefaßten Themen stellen in ihrer Kombination zum einen neue Fragen an bekannte und untersuchte historische Prozesse, zum andern rücken sie bis dato nicht erkannte Phänomene in den Focus. Außerdem wird dem enormen Quellenzuwachs der letzten Jahrzehnte Rechnung getragen. Der konzentrierte Blick auf die Adria, das ionische Meer und die Westküste der Balkanhalbinsel zwischen Aquileia und Methone, einen geographischen Raum, der keinen gemeinsamen Namen hat, läßt vieles von dem, was die welthistorische Bedeutung der hellenistischen Zeit aus­machte, deutlich hervortreten, was die gängige Konzentration auf die Erober­­ungen Alex­anders des Großen und die mehr schlecht als recht ausgedeuteten Motive und Taten seiner „Nachfolger“ nur verschleiert. Die griechische und die römische Geschichte wachsen hier zu derjenigen griechisch-römischen Geschichte zusammen, die die Grundlagen für die künftige Geschichte Europas legte. Das wilde Adriatische Meer, das auch weiterhin die welthistorisch bis heute bedeutende Sprachgrenze zwischen der lateinischen und der griechi­schen Welt und die Grenze zwischen Osten und Westen bildet, das die Römer fürchteten, haßten und nie als „ihr Meer“ betrachteten, war ein Haupt­akteur dieser in der moyenne-durée-Perspektive betrachtet viel wichtigeren ost-westli­chen Ver­flech­tungsgeschichte der hellenistischen Zeit. Dem traditionellen italienorientierten Deutungsmuster der Geschichte der italisch-griechischen bzw. italisch-illyrischen setzt das Projekt ein anderes ent­gegen, das von der Ostküste ausgeht und die dortigen Akteure in den Mittelpunkt stellt.

Projektleitung: Frank Daubner

Mitarbeiter: Florian Feil und Rebecca Kreßner

Die adriatisch-ionische Küstenzone der Balkanhalbinsel. Forschungen zu Kontakt und Austausch zwischen griechisch-illyrischem Osten und italischem Westen in hellenistischer Zeit

Gegenstand des Projekts sind die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Verflechtung der Ufer der Adria und des Ionischen Meeres in hellenistischer Zeit. Mit dem Überschreiten der Adria durch den epirotischen König Pyrrhos und sein Heer im Frühjahr 280 v. Chr. begann eine neue Epoche der Antike: das globalisierte griechisch-römische Altertum. Im Projekt werden die Wirkungen […]

Gegenstand des Projekts sind die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Verflechtung der Ufer der Adria und des Ionischen Meeres in hellenistischer Zeit.

Mit dem Überschreiten der Adria durch den epirotischen König Pyrrhos und sein Heer im Frühjahr 280 v. Chr. begann eine neue Epoche der Antike: das globalisierte griechisch-römische Altertum. Im Projekt werden die Wirkungen der neuen Art von Verflechtung auf die wirtschaftliche Entwicklung der westwärts gerichteten griechischen und illyrischen Stämme und Städte sowie auf die Sozial- und Familienstruktur untersucht, insbesondere die Stellung der Frau, in den Gesellschaften, die davon lebten, daß die Männer ihr Auskommen auf der See suchten.

Das wilde Adriatische Meer, das auch weiterhin die welthistorisch bis heute bedeutende Sprachgrenze zwischen der lateinischen und der griechischen Welt und die Grenze zwischen Osten und Westen bildet, das die Römer fürchteten, haßten und nie als „ihr Meer“ betrachteten, war ein Hauptakteur dieser ost-westlichen Verflechtungsgeschichte der hellenistischen Zeit. Dem traditionellen italienorientierten Deutungsmuster setzt das Projekt ein anderes entgegen, das von der Ostküste ausgeht und die dortigen Akteure in den Mittelpunkt stellt.

 

ERC Consolidator Grant STRADA

Die Fähigkeiten der Römer im Bereich des Warentransports haben bereits früh das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Selbst leicht verderbliche Lebensmittel wie Austern lassen sich in Militärlagern an der Peripherie finden und standen frisch angeblich sogar Kaiser Trajan zur Verfügung, während dieser sich in Parthien aufhielt. Der weite Handel selbst solcher Waren legt nahe, […]

Die Fähigkeiten der Römer im Bereich des Warentransports haben bereits früh das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Selbst leicht verderbliche Lebensmittel wie Austern lassen sich in Militärlagern an der Peripherie finden und standen frisch angeblich sogar Kaiser Trajan zur Verfügung, während dieser sich in Parthien aufhielt. Der weite Handel selbst solcher Waren legt nahe, dass Handelszeiten berechnet werden konnten.

Das ERC STRADA Projekt möchte diese Annahme mithilfe einer dynamischen, agentenbasierten Simulation nachvollziehen und möglichst genaue Transportzeiten errechnen. Ziel ist es dabei nachzuweisen, dass Verkehrszeiten bereits in der Antike evaluier- und berechenbar waren. Zu diesem Zweck werden eine Reihe von Daten erhoben zu denen die lokale Topographie, historische Wetterdaten, verschiedene Transportmittel (zu Wasser und zu Land), unterschiedliche Ladungen, die Ermüdung der Akteure und notwendige Pausen und Ladezeiten gehören. Der erste Schritt stellt jedoch die möglichst präzise Rekonstruktion der Verkehrswege für das Untersuchungsgebiet – der Verbindung Aquileia nach Lauriacum um 100 n. Chr. – dar. Dabei werden neben Straßen auch die Wasserwege, wie Flüsse und Seen in den Blick genommen.

 

Projektleitung: Prof. Dr. Leif Scheuermann

Beteiligte: Postdocs: Dr. (des) Max Fiederling (archäologische Rekonstruktion der Wasserwege); Dr. Christian Beck (archäologische Rekonstruktion der Landwege)

Doktoranden: Melinda Christianson (M.A.) (Experimente und römische Wägen); Timon Wiechert (M.A.) (historische Wasserwirtschaft)

Studentische Hilfskräfte: Mats Roth, Erik Rüssel, Jonas Tabot

Familienangelegenheiten: Die Entstehung einer ‘Maritime Contact Zone‘ der kolonialen Anglo-World, 1790-1840

Das Projekt untersucht die Interaktionen zwischen Walfängern und Indigenen an den Küsten der „Anglo-World“ (Belich) zwischen 1790 und 1840. Das Ziel des Projektes ist es, die aus den vielfältigen sozialen, ökonomischen und kulturellen Transfer- und Austauschprozessen entstehenden Raum, eine maritime contact zone, zu rekonstruieren und globalhistorisch zu perspektivieren. Dazu fokussiert das Projekt exemplarisch auf diejenigen […]

Das Projekt untersucht die Interaktionen zwischen Walfängern und Indigenen an den Küsten der „Anglo-World“ (Belich) zwischen 1790 und 1840. Das Ziel des Projektes ist es, die aus den vielfältigen sozialen, ökonomischen und kulturellen Transfer- und Austauschprozessen entstehenden Raum, eine maritime contact zone, zu rekonstruieren und globalhistorisch zu perspektivieren. Dazu fokussiert das Projekt exemplarisch auf diejenigen Beziehungen, die sich zwischen Mitgliedern führender Walfangfamilien, die gleichzeitig auch Mitglieder der Religious Society of Friends (Quäker/innen) waren, und den mit ihnen in Kontakt tretenden Māori entfalteten. Es fragt nach der Globalität des Erfahrungs- und Handlungshorizonts der am Walfang beteiligten Akteure und Akteurinnen und zeichnet am Beispiel des Walfangs die Verzahnung lokaler und regionaler Ökonomien im Zuge der sich globalisierenden Wirtschaftszusammenhänge im frühen 19. Jahrhundert nach. Es erkundet die Praktiken, durch welche die maritime Kontaktzone entstand und auf welche Weise maritime und landgebundener Ökonomien dabei miteinander verzahnt waren. Es verfolgt damit einen neuen, innovativen Forschungsansatz, der die bislang getrennt betrachteten Bereiche der Geschichte der anglophonen siedlerimperialen Expansion mit Ansätzen der New Maritime History verbindet. Methodisch greift das Projekt dabei auf die systematische und reflektierte Verschränkung unterschiedlicher Brennweiten der historischen Analyse („jeux d’échelles“, Revel) zurück, die bereits in vorangegangenen Untersuchungen der Antragstellerin erfolgreich angewendet worden ist. Die Untersuchung ruht auf einer breiten, multiarchivarischen Quellenbasis, die das Schriftgut aus Privatnachlässen und Firmenarchiven exemplarisch ausgewählter Quäker- und Māori-Familien, Berichte und Korrespondenz der vor Ort tätigen Missionare und Printmedien mit den Akten der Kolonialadministration, insbesondere des Land Claims Office, kombiniert. Die Ergebnisse des Projekts werden in einer monographischen Fallstudie festgehalten, die eine wichtige Fallstudie zur Bedeutung der maritimen Ökonomien für die Entwicklung der siedlerkolonialen Expansion im Pazifik liefern sowie am Beispiel der Walfangindustrie die transozeanischen Verflechtungen der Globalisierungsprozesse des Langen 19. Jahrhunderts aufzeigen wird. Zusätzlich werden mehrere Aufsätze für internationale, begutachtete Fachzeitschriften entstehen, welche entlang von Einzelaspekten des Projekts grundsätzliche, theoretisch-methodische Fragen einer transozeanischen Geschichte diskutieren und so einen Beitrag zur Weiterentwicklung eines gerade neu entstehenden Forschungsfeldes liefern werden. Auf diese Weise trägt das Projekt zu einer historisch informierten, kritischen Reflexion der Beziehung zwischen Mensch und Ozean bei, die angesichts aktueller Debatten um Nachhaltigkeit und Klimawandel von besonderer Bedeutung ist.

Projektleitung: PD Dr. Eva Bischoff

Mitarbeiter: Haureh Hussein, M.A.

Fische fern des Meeres. Zur materiellen und visuellen (Re-)Präsentation von Wasserlebewesen und Wissensproduktion in naturkundlichen Sammlungen des 18. Jahrhunderts

Wie sind Wasserlebewesen, außerhalb ihres natürlichen Habitats, darstell- und untersuchbar? Im 18. Jahrhundert, einer Zeit vor der Erfindung des massentauglichen Aquariums, Fotografie und Film, hatten sich verschiedene Medialisierungen von Wassertieren etabliert. Neben Bildern und Texten traten auch die Tiere selbst in nass und trocken konservierter Form als Präparate in naturkundlichen Sammlungen zu Tage und repräsentierten […]

Wie sind Wasserlebewesen, außerhalb ihres natürlichen Habitats, darstell- und untersuchbar? Im 18. Jahrhundert, einer Zeit vor der Erfindung des massentauglichen Aquariums, Fotografie und Film, hatten sich verschiedene Medialisierungen von Wassertieren etabliert. Neben Bildern und Texten traten auch die Tiere selbst in nass und trocken konservierter Form als Präparate in naturkundlichen Sammlungen zu Tage und repräsentierten dort so auch physisch die Unterwasserwelt. Besonders fasziniert, wie Tiere, die dem Meer entstammen, an Orten ohne Zugang zu diesem und ganz besonders ‚exotische‘ Fische aus fernen Gewässern dargestellt werden konnten. Im Mittelpunkt dieses Promotionsprojektes stehen daher Untersuchungsgegenstände aus dem Kontext zweier Sammlungen im deutschen Binnenland. Zum einen die der Apothekerfamilie Linck aus Leipzig und, zum anderen, die des Berliner Arztes Marcus Élieser Bloch. Die Aufmerksamkeit gilt weniger den Sammlern selbst als ihren ‚Wissensobjekten‘; den naturkundlichen Publikationen, Zeichnungen, Grafiken und Fischpräparaten. Diese verschiedenen Formen der (Re-)Präsentation und ihre unterschiedlichen visuellen Strategien stellt die vorliegende Untersuchung erstmalig in objektnahen Analysen vor und einander gegenüber. Deutlich wird ein komplexes, reziprokes Zusammenspiel der Medialisierungen und die unverzichtbare Rolle, die Bilder und Präparate in der Verbindung von Kunst und Wissenschaft sowie im Entstehen der Ichthyologie als eigenständiger Disziplin am Umbruch zum 19. Jahrhundert spielen. Die Erkenntnisse zu den Fischen fern des Meeres leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Kunstgeschichte, sondern können darüber hinaus an aktuelle Diskurse der Bildwissenschaft, Human-Animal Studies und Wissen(schaft)sgeschichte anschließen.

Laurons 2: Rekonstruktion eines römischen Handelsschiffes vom Typ Laurons 2

Das Ziel des Projektes ist die Rekonstruktion und anschließende Erprobung eines römischen Handelsschiffes vom Typ Laurons 2, mit der Absicht, die aus dem Nachbau und den Testreihen gewonnenen Daten im Zusammenhang mit quantifizierenden Untersuchungen zur römischen Wirtschaft insbesondere des römischen Seehandels weiterzuverarbeiten Durch den Einsatz nautischer Softwaremodelle und umfassender meteorologischer Daten, werden sich erstmals präzise […]

Das Ziel des Projektes ist die Rekonstruktion und anschließende Erprobung eines römischen Handelsschiffes vom Typ Laurons 2, mit der Absicht, die aus dem Nachbau und den Testreihen gewonnenen Daten im Zusammenhang mit quantifizierenden Untersuchungen zur römischen Wirtschaft insbesondere des römischen Seehandels weiterzuverarbeiten

Durch den Einsatz nautischer Softwaremodelle und umfassender meteorologischer Daten, werden sich erstmals präzise und belastbare Aussagen zum römischen Seehandel machen lassen, die über die bisherigen Mutmaßungen hinausgehen, die bislang (z.B. bei ORBIS) Basis von wirtschaftshistorischen Überlegungen waren.

In Kombination mit offiziellen Wetterdaten lassen sich die gesammelten Schiffsdaten nutzen, um eine Vielzahl von ‚Fahrten‘ (zu verschiedenen Tag- und Nachtzeiten ebenso wie zwischen einer großen Anzahl unterschiedlicher Start- und Zielpunkte) digital simulieren und statistisch auszuwerten. Gerade an dieser Schnittstelle zwischen historischer Forschung, experimenteller Archäologie und den Möglichkeiten der Digital Humanities besteht großes Potential für neue Entdeckungen

Ein herausragender Nebeneffekt des Projektes wird es sein, methodische Grundsteine für die Erforschung der Wirtschaft anderer historischer und geographischer Räume zu legen; das Zusammenspiel von empirisch gesicherten nautischen Leistungsdaten, meteorologischen Daten und innovativer Lösungsansätze aus den Digital Humanities besitzt Modellcharakter und lässt sich daher ohne weiteres etwa auch auf die mittelalterliche Hanse oder den frühneuzeitlichen Interkontinentalhandel übertragen.

Dies gilt ebenso für die bei der Rekonstruktion verwendete Methodologie. Ergänzend zu den traditionellen Bauzeichnungen und –plänen, die auf Grundlage des archäologischen Befundes angefertigt werden, wird gleichzeitig in Kooperation mit der Hochschule Trier ein digitales, dreidimensionales Modell der Rekonstruktion angefertigt werden. Durch den Einsatz spezialisierter CAE (computer-aided engineering) Software, namentlich des Programmes CATIA V6, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, aus der dreidimensionalen digitalen Rekonstruktion eines antiken Fahrzeugs konkreten wissenschaftlichen Gewinn zu ziehen. Dies reicht vom Abgleich virtueller Widerstandswerte mit realen Daten bis hin zu „Stresstests“, bei denen die Belastungsgrenzen des Fahrzeugs ermitteln werden können, ohne es physisch zerstören zu müssen. Gleichzeitig werden damit grundsätzlich neue Perspektiven für weitere Forschungen auf dem Gebiet der experimentellen Archäologie eröffnet.

Maritime Risiken (MaRis) – Interdisziplinäre Forschungsinitiative der Universität Trier

Gegenstand des Projektes sind bildliche und schriftliche Darstellungen von maritimen Risiken und Strategien zu deren Beherrschung in Antike und Früher Neuzeit. Ziel der interdisziplinären Untersuchung ist einerseits, Wechselwirkungen zwischen Risikovorstellungen und Strategien zur Risikobeherrschung epochenübergreifend nachzuvollziehen, sowie andererseits deren Kontinuitäten oder Veränderungen in historischer Perspektive herauszuarbeiten. Workshops und Konferenzen: „Gefährliche Elemente. Die Darstellung maritimer Risiken […]

Gegenstand des Projektes sind bildliche und schriftliche Darstellungen von maritimen Risiken und Strategien zu deren Beherrschung in Antike und Früher Neuzeit. Ziel der interdisziplinären Untersuchung ist einerseits, Wechselwirkungen zwischen Risikovorstellungen und Strategien zur Risikobeherrschung epochenübergreifend nachzuvollziehen, sowie andererseits deren Kontinuitäten oder Veränderungen in historischer Perspektive herauszuarbeiten.

Workshops und Konferenzen:

    • „Gefährliche Elemente. Die Darstellung maritimer Risiken und Praktiken zu ihrer Beherrschung in Antike und Früher Neuzeit.“ Stadtbibliothek Trier, 3.-5. Mai 2018. Gefördert durch das Forschungszentrum Europa, den Freundeskreis der Trierer Universität e.V. sowie aus Mitteln des Präsidenten der Universität Trier.
      Gegenstand der in Kooperation mit der Stadtbibliothek Trier durchgeführten Tagung sind bildliche und schriftliche Darstellungen von maritimen Risiken und Strategien zu deren Beherrschung in Antike und Früher Neuzeit. Dies umfasst empirisch nachweisbare, vermeintlich objektiv vorhandene, wie auch imaginierte Risiken, die in zeitgenössischen kulturellen und religiösen Vorstellungen wurzeln. Dabei sollen nicht nur nautische und ökonomische Maßnahmen der Risikobewältigung oder Vermeidung Beachtung finden, sondern insbesondere auch kulturelle Strategien zur Beschreibung, Kategorisierung, Erforschung und Vermeidung von Risiken oder Gefahren. In einem fachübergreifenden Austausch zwischen Seefahrts- und Navigationsgeschichte, (Kunst-)Geschichte und historischer Literaturwissenschaft können erstmals epochenübergreifende Analysen zur Wechselwirkungen zwischen Risikovorstellungen und Strategien zur Risikobeherrschung, sowie Kontinuitäten oder Veränderungen in historischer Perspektive sichtbar werden.
      Weiter zum Tagungsprogramm

 

  • 12. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. DAS MEER. MARITIME WELTEN IN DER FRÜHEN NEUZEIT
    Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 5.-7. Oktober 2017

Maritime Verbindungen und ihr Einfluss auf den antiken Seehandel – Nautische Simulationen als Grundlage historischer Forschungen

Seeverbindungen sind eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung komplexer Handelsstrukturen. Der Seehandel stellt in der Antike wie heute die mit Abstand günstigste Art des Gütertransports dar. Das auf 9 Jahre angelegte Langfristvorhaben will eine neue Methode der Rekonstruktion und Quantifizierung historischer Seeverbindungen in Analysen zur Antike implementieren. Einerseits geht es dabei um konkrete Ergebnisse und […]

Seeverbindungen sind eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung komplexer Handelsstrukturen. Der Seehandel stellt in der Antike wie heute die mit Abstand günstigste Art des Gütertransports dar. Das auf 9 Jahre angelegte Langfristvorhaben will eine neue Methode der Rekonstruktion und Quantifizierung historischer Seeverbindungen in Analysen zur Antike implementieren. Einerseits geht es dabei um konkrete Ergebnisse und deren Relevanz für die Erforschung des Seehandels bzw. des Seeverkehrs. Andererseits soll mit diesen Studien aber auch exemplarisch der herausragende Wert eines Arbeitsinstruments nachgewiesen werden, das es im Zuge des Langfristvorhabens zu entwickeln und zu nutzen gilt. Dieses Instrument könnte auch für andere vormoderne Epochen erschlossen werden.

Konkret handelt es sich um den Digitalen Interaktiven Maritimen Atlas zur Geschichte (DIMAG), der, ein Historisch-Geographisches Informationssystem sein wird, welches die Analyse des Seehandels und seiner Rahmenbedingungen – insbesondere des Potentials historischer Seerouten – in einer bisher nicht möglichen Tiefe und Präzision erlauben wird. Das System wird in enger Kooperation mit Technik- und Naturwissenschaftlern aufgebaut und der Fachwelt wie der Öffentlichkeit online zur Verfügung gestellt werden.

Format: DFG-Langfristvorhaben

Leitung: Prof. Dr. Christoph Schäfer