Wie sind Wasserlebewesen, außerhalb ihres natürlichen Habitats, darstell- und untersuchbar? Im 18. Jahrhundert, einer Zeit vor der Erfindung des massentauglichen Aquariums, Fotografie und Film, hatten sich verschiedene Medialisierungen von Wassertieren etabliert. Neben Bildern und Texten traten auch die Tiere selbst in nass und trocken konservierter Form als Präparate in naturkundlichen Sammlungen zu Tage und repräsentierten dort so auch physisch die Unterwasserwelt. Besonders fasziniert, wie Tiere, die dem Meer entstammen, an Orten ohne Zugang zu diesem und ganz besonders ‚exotische‘ Fische aus fernen Gewässern dargestellt werden konnten. Im Mittelpunkt dieses Promotionsprojektes stehen daher Untersuchungsgegenstände aus dem Kontext zweier Sammlungen im deutschen Binnenland. Zum einen die der Apothekerfamilie Linck aus Leipzig und, zum anderen, die des Berliner Arztes Marcus Élieser Bloch. Die Aufmerksamkeit gilt weniger den Sammlern selbst als ihren ‚Wissensobjekten‘; den naturkundlichen Publikationen, Zeichnungen, Grafiken und Fischpräparaten. Diese verschiedenen Formen der (Re-)Präsentation und ihre unterschiedlichen visuellen Strategien stellt die vorliegende Untersuchung erstmalig in objektnahen Analysen vor und einander gegenüber. Deutlich wird ein komplexes, reziprokes Zusammenspiel der Medialisierungen und die unverzichtbare Rolle, die Bilder und Präparate in der Verbindung von Kunst und Wissenschaft sowie im Entstehen der Ichthyologie als eigenständiger Disziplin am Umbruch zum 19. Jahrhundert spielen. Die Erkenntnisse zu den Fischen fern des Meeres leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Kunstgeschichte, sondern können darüber hinaus an aktuelle Diskurse der Bildwissenschaft, Human-Animal Studies und Wissen(schaft)sgeschichte anschließen.