Familienangelegenheiten: Die Entstehung einer ‘Maritime Contact Zone‘ der kolonialen Anglo-World, 1790–1840

Das Pro­jekt unter­sucht die Inter­ak­tio­nen zwi­schen Wal­fän­gern und Indi­ge­nen an den Küs­ten der „Anglo-World“ (Belich) zwi­schen 1790 und 1840. Das Ziel des Pro­jek­tes ist es, die aus den viel­fäl­ti­gen sozia­len, öko­no­mi­schen und kul­tu­rel­len Trans­fer- und Aus­tausch­pro­zes­sen ent­ste­hen­den Raum, eine mari­ti­me con­ta­ct zone, zu rekon­stru­ie­ren und glo­bal­his­to­risch zu per­spek­ti­vie­ren. Dazu fokus­siert das Pro­jekt exem­pla­risch auf die­je­ni­gen Bezie­hun­gen, die sich zwi­schen Mit­glie­dern füh­ren­der Wal­fang­fa­mi­li­en, die gleich­zei­tig auch Mit­glie­der der Reli­gious Socie­ty of Friends (Quäker/innen) waren, und den mit ihnen in Kon­takt tre­ten­den Māo­ri ent­fal­te­ten. Es fragt nach der Glo­ba­li­tät des Erfah­rungs- und Hand­lungs­ho­ri­zonts der am Wal­fang betei­lig­ten Akteu­re und Akteu­rin­nen und zeich­net am Bei­spiel des Wal­fangs die Ver­zah­nung loka­ler und regio­na­ler Öko­no­mien im Zuge der sich glo­ba­li­sie­ren­den Wirt­schafts­zu­sam­men­hän­ge im frü­hen 19. Jahr­hun­dert nach. Es erkun­det die Prak­ti­ken, durch wel­che die mari­ti­me Kon­takt­zo­ne ent­stand und auf wel­che Wei­se mari­ti­me und land­ge­bun­de­ner Öko­no­mien dabei mit­ein­an­der ver­zahnt waren. Es ver­folgt damit einen neu­en, inno­va­ti­ven For­schungs­an­satz, der die bis­lang getrennt betrach­te­ten Berei­che der Geschich­te der anglo­pho­nen sied­ler­im­pe­ria­len Expan­si­on mit Ansät­zen der New Mari­ti­me Histo­ry ver­bin­det. Metho­disch greift das Pro­jekt dabei auf die sys­te­ma­ti­sche und reflek­tier­te Ver­schrän­kung unter­schied­li­cher Brenn­wei­ten der his­to­ri­schen Ana­ly­se („jeux d’échelles“, Revel) zurück, die bereits in vor­an­ge­gan­ge­nen Unter­su­chun­gen der Antrag­stel­le­rin erfolg­reich ange­wen­det wor­den ist. Die Unter­su­chung ruht auf einer brei­ten, mul­ti­ar­chi­va­ri­schen Quel­len­ba­sis, die das Schrift­gut aus Pri­vat­nach­läs­sen und Fir­men­ar­chi­ven exem­pla­risch aus­ge­wähl­ter Quä­ker- und Māo­ri-Fami­li­en, Berich­te und Kor­re­spon­denz der vor Ort täti­gen Mis­sio­na­re und Print­me­di­en mit den Akten der Kolo­ni­al­ad­mi­nis­tra­ti­on, ins­be­son­de­re des Land Claims Office, kom­bi­niert. Die Ergeb­nis­se des Pro­jekts wer­den in einer mono­gra­phi­schen Fall­stu­die fest­ge­hal­ten, die eine wich­ti­ge Fall­stu­die zur Bedeu­tung der mari­ti­men Öko­no­mien für die Ent­wick­lung der sied­ler­ko­lo­nia­len Expan­si­on im Pazi­fik lie­fern sowie am Bei­spiel der Wal­fang­indus­trie die trans­ozea­ni­schen Ver­flech­tun­gen der Glo­ba­li­sie­rungs­pro­zes­se des Lan­gen 19. Jahr­hun­derts auf­zei­gen wird. Zusätz­lich wer­den meh­re­re Auf­sät­ze für inter­na­tio­na­le, begut­ach­te­te Fach­zeit­schrif­ten ent­ste­hen, wel­che ent­lang von Ein­zel­aspek­ten des Pro­jekts grund­sätz­li­che, theo­re­tisch-metho­di­sche Fra­gen einer trans­ozea­ni­schen Geschich­te dis­ku­tie­ren und so einen Bei­trag zur Wei­ter­ent­wick­lung eines gera­de neu ent­ste­hen­den For­schungs­fel­des lie­fern wer­den. Auf die­se Wei­se trägt das Pro­jekt zu einer his­to­risch infor­mier­ten, kri­ti­schen Refle­xi­on der Bezie­hung zwi­schen Mensch und Oze­an bei, die ange­sichts aktu­el­ler Debat­ten um Nach­hal­tig­keit und Kli­ma­wan­del von beson­de­rer Bedeu­tung ist.

Pro­jekt­lei­tung: PD Dr. Eva Bischoff

Mit­ar­bei­ter: Hau­reh Hus­sein, M.A.

Deut­sche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) – Bewil­li­gung Juni 2021

Lauf­zeit: 1. August 2021 – 31. Juli 2024