Das Ziel des Projektes ist die Rekonstruktion und anschließende Erprobung eines römischen Handelsschiffes vom Typ Laurons 2, mit der Absicht, die aus dem Nachbau und den Testreihen gewonnenen Daten im Zusammenhang mit quantifizierenden Untersuchungen zur römischen Wirtschaft insbesondere des römischen Seehandels weiterzuverarbeiten Durch den Einsatz nautischer Softwaremodelle und umfassender meteorologischer Daten, werden sich erstmals präzise und belastbare Aussagen zum römischen Seehandel machen lassen, die über die bisherigen Mutmaßungen hinausgehen, die bislang (z.B. bei ORBIS) Basis von wirtschaftshistorischen Überlegungen waren. In Kombination mit offiziellen Wetterdaten lassen sich die gesammelten Schiffsdaten nutzen, um eine Vielzahl von ‚Fahrten‘ (zu verschiedenen Tag- und Nachtzeiten ebenso wie zwischen einer großen Anzahl unterschiedlicher Start- und Zielpunkte) digital simulieren und statistisch auszuwerten. Gerade an dieser Schnittstelle zwischen historischer Forschung, experimenteller Archäologie und den Möglichkeiten der Digital Humanities besteht großes Potential für neue Entdeckungen Ein herausragender Nebeneffekt des Projektes wird es sein, methodische Grundsteine für die Erforschung der Wirtschaft anderer historischer und geographischer Räume zu legen; das Zusammenspiel von empirisch gesicherten nautischen Leistungsdaten, meteorologischen Daten und innovativer Lösungsansätze aus den Digital Humanities besitzt Modellcharakter und lässt sich daher ohne weiteres etwa auch auf die mittelalterliche Hanse oder den frühneuzeitlichen Interkontinentalhandel übertragen. Dies gilt ebenso für die bei der Rekonstruktion verwendete Methodologie. Ergänzend zu den traditionellen Bauzeichnungen und –plänen, die auf Grundlage des archäologischen Befundes angefertigt werden, wird gleichzeitig in Kooperation mit der Hochschule Trier ein digitales, dreidimensionales Modell der Rekonstruktion angefertigt werden. Durch den Einsatz spezialisierter CAE (computer-aided engineering) Software, namentlich des Programmes CATIA V6, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, aus der dreidimensionalen digitalen Rekonstruktion eines antiken Fahrzeugs konkreten wissenschaftlichen Gewinn zu ziehen. Dies reicht vom Abgleich virtueller Widerstandswerte mit realen Daten bis hin zu „Stresstests“, bei denen die Belastungsgrenzen des Fahrzeugs ermitteln werden können, ohne es physisch zerstören zu müssen. Gleichzeitig werden damit grundsätzlich neue Perspektiven für weitere Forschungen auf dem Gebiet der experimentellen Archäologie eröffnet.